Es ist mehr als notwendig, dass Politikerinnen und Politiker für ihren Wahlkampf eine klare Social-Media Strategie entwickeln. Junge Wählerinnen und Wähler in Deutschland informieren sich immer weniger über klassische Nachrichtenquellen wie Zeitungen oder Fernsehen. Stattdessen nutzen sie Social Media, vor allem Instagram, TikTok und Co., um sich über die Parteien und ihre Kandidatinnen im Wahlkampf zu informieren. Bei der Generation unter 30 ist TikTok besonders beliebt, weil die Inhalte dort unterhaltend, informativ und auf die Bedürfnisse der Nutzerinnen zugeschnitten sind.
Dementsprechend ist es für die Parteien und ihre Politikerinnen und Politiker entscheidend, im Wahlkampf Reichweite über Social Media aufzubauen. Der Wahlkampf zur Bundestagswahl 2025 und auch der Wahlkampf 2026 in Baden-Württemberg oder Hessen wird deutlich digitaler sein als in den letzten Jahren. Wichtig ist, dass sich die Parteien dies wissen und der Entwicklung bewusst sind und sie bei der Wahlkampfplanung aktiv zum Thema machen.
Die Partei, die es bisher am besten verstanden hat, ist neben der AfD vor allem die Linke, die pünktlich zur Bundestagswahl TikTok-Strategien mit sechsstelligen Reichweiten nutzte. Nun sitzen sie mit überraschenden 9 Prozent der Stimmen im Bundestag. Für Friedrich Merz war eine Koalition in schwarz grün darum beispielsweise nicht mehr möglich. Die SPD war nun zwangsläufig wieder in der Regierung, obwohl sie ja eigentlich als Regierungspartei unter Olaf Scholz abgewählt wurde.
Für CDU/CSU, SPD oder die Grünen gilt dasselbe: Wer im Wahlkampf erfolgreich sein will, muss Social Media nutzen und darf TikTok und Reels nicht länger unterschätzen. Denn gerade vor der Wahl entscheiden oft wenige Prozent der Wählerinnen und Wähler über das Ergebnis.
Aber auch für dich ist alles möglich. Im Folgenden zeigen wir dir, wie du deinen Wahlkampf im Netz planen und umsetzen kannst, damit dein Content mehr als nur gesehen wird und du deine Botschaften direkt zu den Menschen bringst.

1 Kenne deine Zielgruppe:
Bei Wahlkämpfen geht es für Politikerinnen darum, eigene Anhängerinnen zu mobilisieren und zugleich parteipolitisch ungebundene Wählerinnen und Wähler zu Unterstützerinnen und Unterstützern zu machen. Bei einer Kampagne auf Social Media ist das nicht anders.
Umso wichtiger ist es in Zeiten sinkender Parteibindung, deine Zielgruppen genau zu kennen. Überlege dir: Wo leben deine Wähler*innen, in welchem Alter sind sie, in welchen Lebensumständen bewegen sie sich und welche Hobbys prägen ihren Alltag? Was wünschen sie sich für ihre Zukunft nach der Wahl? Je präziser deine Beschreibung ist, desto gezielter kannst du sie ansprechen.
2 Passende Social Media Kanäle
Instagram, Facebook, LinkedIn und Co. haben jeweils unterschiedliche Zielgruppen sowie eigene Stärken und Schwächen. Deshalb kann es passieren, dass du mit einem Social Media-Account, den du vielleicht eher aus persönlichem Interesse führst, deine eigentliche Zielgruppe gar nicht erreichst. Manchmal ist es sogar sinnvoll, dich bewusst gegen einen Kanal zu entscheiden, einfach weil er für deinen Wahlkampf nur Zeitverschwendung wäre.
Hier eine kurze Unterscheidung zwischen den einzelnen Netzwerken und warum es so wichtig ist, diese Unterschiede genau zu kennen und in deiner Strategie zu verinnerlichen.
Facebook:
Facebook:

Auf Facebook sind 73 Prozent der Nutzer und Nutzerinnen über 30 Jahre alt. Auf der größten sozialen Plattform solltest du also deine Themen verbreiten, wenn du vor allem ältere Menschen ansprechen möchtest.
Ein wichtiger Aspekt dieses Netzwerks sind die sogenannten Facebook Gruppen. Hier finden sich oft ortsbezogene Personen zusammen, um sich über bestimmte lokale Themen auszutauschen. Solche lokalen Gruppen kannst du je nach Wahlkreis sehr gut nutzen, um mit den Personen vor Ort ins Gespräch zu kommen.
Instagram:

Die Plattform hat monatlich 21 Millionen aktive Nutzer und Nutzerinnen und ist gerade bei jüngeren und mittleren Zielgruppen beliebt.
Dort ist für Politiker und Politikerinnen sowie Parteien beispielsweise die Story-Funktion relevant.
Die kleinen, für 24 Stunden verfügbaren Bilder und Videos eignen sich für deine Wahlkampfstrategie, wenn du deinen Unterstützern und Unterstützerinnen Einblicke in deinen Wahlkampf-Alltag geben möchtest.
TikTok:

War TikTok vor ein paar Jahren nur als „Tanz-Plattform“ bekannt, wird sie zunehmende auch zu einem Ort der politischen Meinungsbildung. Gerade Erstwähler und Erstwählerinnen nutzen TikTok, um sich zu informieren.
Für die Wähler und Wählerinnen aus der Generation Z besticht TikTok mit einer Art Anti-Ästhetik und weniger gestellten Videos. Plumpe Partei-Videos und Wahlsprüche sind hier fehl am Platz. Es geht vor allem darum, in kurzen und unterhaltsamen Clips authentisch und persönlich die Parteiziele zu vermitteln.
Lese hier nach, wie du einen politischen TikTok-Account aufbaust.
LinkedIn:

Möchtest du im Wahlkampf vor allem auf qualitativ hochwertigen Austausch setzen, bist du bei LinkedIn am besten aufgehoben.
In diesem beruflichen Netzwerk stehen die Analyse von aktuellen Problemstellungen und deren Lösungsansätze , beispielsweise in der Wirtschaft oder auf dem Personalmarkt im Vordergrund.
Hier findest du einen ausführlichen Überblick über LinkedIn in der Politik
3 Planung und Umsetzung von Inhalten:
Wie bei Offline-Kampagnen solltest du als Politiker oder Politikerin auch Online die Grundüberzeugungen deiner Partei und ihre Wertebasis vermitteln. Des Weiteren bietet sich an, die dominanten Themen im Wahlkampf sowie Themen, in denen du kompetenter als andere Parteien bist, aufzugreifen.
Häufig gibt es auch Einzelthemen, die deine Wähler und Wählerinnen unmittelbar betreffen oder Stimmungen vor der Wahl, die es aufzugreifen gilt.
Kommunikation deiner Themen-Schwerpunkte
Wähle drei bis fünf deiner wichtigsten Themen aus, auf die du Aufmerksamkeit lenken möchtest. Je glaubwürdiger und kompetenter du die Themen im Netz vertreten kannst, desto wahrscheinlicher wird dein Wahlerfolg. Wo bist du kompetenter als Kandidaten und Kandidatinnen anderer Parteien?
Reduziere deine Kommunikation auf Kernbotschaften, die du in deiner Netz-Kampagne in Bildern und Videos permanent wiederholst.
In diesem Zusammenhang kannst du auch Forderungen und Ziele von dir und deiner Partei vorstellen. Meckere aber nicht nur, sondern präsentiere auch Lösungen. Studien haben gezeigt, wie wichtig das ist.
Gerade die sozialen Netzwerke sind hervorragende Instrumente, um deine Botschaften im Netz zu visualisieren und in bildhafter Sprache darzustellen. Bilder und Videos emotionalisieren deine Wähler und Wählerinnen und sorgen für Aufmerksamkeit.
Wahlkampf mit Persönlichkeit
Verbinde die Themen von deiner Partei mit dir als Spitzenkandidat oder Spitzenkandidatinnen. Verleihe so deiner Partei und deiner politischen Kampagne Gesicht und Stimme. Das hat eine große Bedeutung für deine Wähler und Wählerinnen, um dich als Spitzenkandidaten einschätzen zu können.
Veröffentliche in deinem Online Wahlkampf beispielsweise einen Beitrag mit deinen persönlichen Bezugspunkten und Geschichten bezüglich deiner Themen.
Zeige in deiner Kampagne deine Hobbys und Interessen. Sie schaffen Identifikationspotenziale für Menschen, die dich und deine Politik wählen möchten. Das erhöht deine Chancen auf einen Wahlerfolg.
Ausschnitte aus deinem Arbeitsalltag geben ebenfalls authentische Einblicke in deine Persönlichkeit. Instagram Storys eigenen sich dafür beispielsweise sehr gut. Die kurzen kleinen Videosequenzen kannst du ohne großen Zeitaufwand in deinem Alltag aufnehmen und veröffentlichen.
Dich beschäftigt eine Unterhaltung oder eine Begebenheit im Arbeitsalltag? Du versuchst daraus zu lernen oder die Inhalte auf eine höhere Ebene zu heben? Veröffentliche deine Gedanken doch in einem Beitrag bei LinkedIn.

Agenda-Surfing
Agenda Surfing heißt Themen, die bereits in der Öffentlichkeit diskutiert werden, für sich zu nutzen. Häufig kannst du die Themen-Sets in der öffentlichen Diskussion nicht beeinflussen. Nutze sie stattdessen zu deinem eigenen Vorteil.
Teile mit fundierten Argumenten deine Meinung zu aktuellen Geschehnissen, die die Menschen während des Wahlkampfes bewegen .
Du willst noch mehr Tipps für das Erstellen einer erfolgreichen Content-Strategie auf Social Media? Dann vereinbare dir jetzt eines unserer kostenlosen Strategiegespräche. Hier sprechen wir genau darüber und wie das für dich aussehen kann.

4 Mit Testimonials zum Wahlerfolg
Lass dich in deinen Online Wahlkampf von jungen Sympathisantinnen und Sympathisanten unterstützen. Gerade wenn sie eine größere Followeranzahl auf den Plattformen haben als du, können sie für dich neue Zielgruppen erreichen und für verschiedene Parteien werben.
Gerade Influencer genießen häufig ein hohes Vertrauen von ihren Anhängern. Sie können als Fürsprecher für deine Inhalte große Wirkungen auf deine potenziellen Unterstützer und Unterstützerinnen haben.
Menschen folgen eher Entscheidungen von anderen Menschen mit echten Erfahrungen als den Empfehlungen von Parteien sowie Politikern und Politikerinnen.
Baue dir also ein Netz aus verschiedenen Partei- und Politikfremden Unterstützern auf.
Hier erfährst du noch drei weitere Tipps für mehr Reichweite auf Social Media in der Politik.

5 Verstärkt auf Video-Content setzen
Nutze verstärkt Video-Content, wenn du mit Social Media Reichweite im Wahlkampf erzielen möchtest. Egal, ob du Politiker*in von der CDU, CSU, der SPD oder den Grünen bist – Video-Content auf Instagram und ja, auch auf TikTok ist für dich elementar und längst kein Nice-to-have mehr. Statt die AfD oder die Linke für ihre Aktivitäten dort zu belächeln, solltest du dich lieber inspirieren lassen.
Besonders vor der Bundestagswahl hat sich gezeigt, dass es wichtig ist, mit Reels und einer starken Hook auf die Aufmerksamkeit von Menschen mit politischem Interesse zu setzen. Die Parteien von den politischen Rändern haben es vor allem bei den Ergebnissen unter den jungen Wählern und Wählerinnen gezeigt. Die Reichweite der AfD ist auch TikTok beispielsweise viermal so hoch wie die Grünen, die CDU/CSU, die SPD und die FDP zusammen haben.
Und politischer Content kann auf Instagram und TikTok – wenn er richtig gemacht ist – mehr als spannend sein. Mit zwei Perspektiven, einem Frage-Steller und dir als explizit benannter Experte oder Expertin, sorgst du für Abwechslung. Ebenso sind schnelle Schnitte und neue Reize starke Stilmittel. Auch die neue Repost-Funktion auf Instagram ist ein echter Gamechanger für den Wahlkampf der Parteien.
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