10. Oktober 2022

Hate Speech in der Politik: Strategischer Umgang mit Hasskommentaren im Netz

Das Internet und die sozialen Netzwerke sind dafür bekannt, den direkten Austausch zwischen Politkern und Politikerinnen zu fördern. Im Netz kannst du Diskussionen und Diskurse in den Kommentarspalten gezielt initiieren und so zur Meinungsbildung deiner Wähler und Wählerinnen beitragen. Hasskommentare und Hate speech werden dabei ein immer größeres Thema für alle.

Umso wichtiger ist es für dich, dich gegen Beleidigungen, Verleumdungen und Diskriminierung auf deinen Plattformen zur Wehr zu setzen. In diesem Artikel geben wir dir einen konkreten Überblick über die Navigation von Hass im Internet.

Hate speech – was ist das eigentlich?

Hate speech auf Deutsch Hassrede ist ein Begriff für gruppenspezifische Menschenfeindlichkeit im Netz und ist häufig in Diskussionen in den Kommentaren unter Social Media Posts zu finden.

Betroffene aus aller Welt werden von Hatern angegriffen, beleidigt und klein gemacht. Dazu zählen z.B. Kommentare mit fremdenfeindlichen, rassistischen, antisemitischen, homophoben oder misogynen Inhalten.

Hate speech ist somit keine Form der freien Meinungsäußerung im Netz, sondern häufig ein Fall von übler Nachrede, Verleumdung oder Hetze. Besonders verbreitet sind Hasskommentare in politischen Diskursen.

Die Anonymität im Internet und die fehlende direkte Reaktion der Betroffenen enthemmt den Hass von Personen und organisierten Gruppen, die ein grundsätzliches Misstrauen gegen Menschen in der Politik und Medien hegen.

Politiker und Politikerinnen und gesellschaftliche Gruppen sollen durch diffamierende Äußerungen, Beleidigungen und Drohungen von Gewalt mundtot gemacht werden. Etwas, das in unserer Demokratie keinen Platz haben sollte.

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Deine Strategien zum Umgang mit Hasskommentaren in sozialen Netzwerken

Hasskommentare oder Shitstorms können jeden treffen. Daher ist es für dich wichtig, dass du dir bereits vorab überlegst, wie du im Falle aller Fälle reagieren kannst, um den Shitstorm nicht unnötig anzuheizen. Folgende Möglichkeiten hast du:

1. Ignoriere Hasskommentare unter deinen Posts

Lass die Diskussion in deinen Kommentaren zu einem kontroversen Thema ins Leere laufen und verwehre dem Hater die gewünschte Aufmerksamkeit.

Stelle dabei jedoch sicher, dass dein Post nicht von negativen Kommentaren dominiert wird. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die negativen Äußerungen zu einer verzerrten Wahrnehmung der Realität führen. Nutzer und Nutzerinnen und Betroffene könnten den Eindruck gewinnen, dass die Meinung der breiten Gesellschaft abgebildet wird.

2. Counterspeech: Hassreden durch Moderation entschieden entgegenwirken

Stelle deine eigene Haltung direkt dar und reagiere dabei stets besonnen. Deine Antworten sollten immer höflich, fair und inhaltlich korrekt sein.

Benenne menschenverachtende Äußerungen und Diskriminierung unter deinen Artikeln klar und begründe sie. Des Weiteren kannst du andere Nutzer und Nutzerinnen unterstützen, die in der Diskussion konstruktiv zum Thema beitragen.

Reagiere auf hasserfüllte Inhalte, Gerüchte und Halbwahrheiten mit einfachen Verständnisfragen, um Hater zur Überprüfung und Reflexion anzuregen. Frage Beispiele ihrer Quellen ab und lege Widersprüche offen. Gebe dabei Nebendebatten in den Kommentaren deiner Netzwerke keinen Raum und entlarve Strategien wie Whataboutism oder Victim blaming.

Fühle dich jedoch nicht entmutigt, wenn deine Inhalte die Verfasser von Hasskommentaren nicht überzeugen. Halte dir vor Augen, dass du vor allem für dritte Menschen schreibst, die still mitlesen. Sie lassen sich häufig von deiner Autorität als Experte, Expertin oder von Verweisen auf bekannte seriöse Quellen überzeugen.

Scheue dich auch nicht davor, dich ehrlich zu entschuldigen oder eine Problemlösung zuzusichern, wenn eine Person in ihrem Kommentar ein Körnchen Wahrheit anspricht.

Wir wissen, dass das Moderieren deiner Kommentare zeitaufwendig sein kann. Mache dir daher vorab über deine Ressourcen Gedanken. Wenn du mehr über Community Management erfahren möchtest lies hier.

3. Löschen und Melden von Hate Speech

Die meisten sozialen Netzwerke ermöglichen Administratoren, Hasskommentare stumm- beziehungsweise auszuschalten oder zu löschen. Vor allem in einer Diskussion mit Menschen, die in einem konträren Weltbild gefangen sind, ist es oft besser, einen Diskurs abzubrechen.

Nutzer und Nutzerinnen können problematische Kommentare auch direkt beim Netzwerk melden, wenn sie gegen deren Nutzungsbedingungen und Rechtsvorschriften verstoßen.

Seit der Verabschiedung des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes (NetzDG) sind soziale Netzwerke dazu verpflichtet, Hetze und beleidigende Inhalte zu entfernen.

Sollte eine Person in deinem Netzwerk vermehrt Hasskommentare schreiben oder besonders verletzenden Hass verbreiten, kannst du sie auch blockieren.

4. Dokumentiere jeden Fall von Hate Speech

Das Dokumentieren von Hate speech erleichtert deren Strafverfolgung. Mache darum Screenshots von problematischen Kommentaren und notiere dir alle Nutzernamen und die Artikel-URL.

5. Rechtswidrige Hate speech im Netz: Volksverhetzung zur Anzeige bringen

Hate speech ist auch wenn es keine einheitliche Rechtsdurchsetzung gibt strafbar. Scheue dich nicht davor, Kommentare, an die Staatsanwaltschaft zu melden. Es macht nichts, wenn du kein juristisches Fachwissen hast. Überlasse die Entscheidung und juristische Bewertung über freie Meinungsäußerung oder Strafbestand der Polizei.

Fast alle Bundesländer haben dafür auf Ihrer Website „Online- oder Internetwachen“ eingerichtet, bei denen du unkompliziert Anzeige gegen Hate speech erstatten kannst. Bestimmte Inhalte wie persönliche Beleidigungen oder Verleumdungen können nur durch die Betroffenen selbst zur Anzeige gebracht werden. Dies kannst du zum Selbstschutz auch anonym machen.

Aktuell zeigen Nutzer und Nutzerinnen nur die wenigsten Hasskommentare mit Formen von Volksverhetzung und Beleidigung im Internet an. Mangelnde Kapazitäten und Ausbildung der Polizei führen außerdem zu langen Ermittlungen und somit teuren Prozessen. Leider wird Hate Speech im Netz von entsprechenden Behörden außerdem oft nicht als solche erkannt.

6. Selbstschutz

Schütze deine Privatsphäre. Wenn du mit deinen Eigennamen auf deinen sozialen Medien angemeldet bist, solltest du sicherstellen, dass deine privaten Kontaktdaten wie Post- und E-Mail-Adresse sowie Telefonnummern bei keiner Suchmaschine zu finden sind.

Schütze die Zugänge zu deinen Plattformen außerdem mit starken Passwörtern oder einer Zwei-Faktor-Authentifizierungen.

Übrigens: Nehme dir Kommentare in deinen Netzwerken nicht zu sehr zu Herzen. Sie haben mit dir als Person nichts zu tun.

Warum ist die Bekämpfung von Hate speech in der Politik so wichtig?

Das Teilen von Hate speech und das Verletzen von Menschen mit Worten ist eine Form psychischer Gewalt. Eine Studie belegt, dass bereits 40% der Internetnutzer bereits Betroffene von Hass im Internet geworden sind. Je öfter eine Person eine Beleidigung hört oder Diskriminierung erfährt, desto schwerer sind die Informationen zu verarbeiten.

Betroffene von Hass im Netz leiden unter verringerter Leistungsfähigkeit, Depressionen oder Ess- und Schlafstörungen. Im schlimmsten Fall besteht sogar Suizidgefahr.

Andere Menschen haben in der Folge von zu viel Hass gegen sie Angst ihre politische Meinungen im Netz zu äußern. Hate Speech bedroht somit unsere Demokratie, da sie die freie Rede einschränkt.

Einige rechte Gruppen arbeiten beispielsweise organisiert. Sie verbreiten Hass in Kommentarspalten von Onlinemedien oder unter Social Media Beiträgen von Politikern und Politikerinnen, öffentlich-rechtlichen Medien und Tageszeitungen. Betroffene, die die Diskussionen verfolgen, sollen den Eindruck erlangen, dass die Meinung der Hater die Gesellschaftsmehrheit abbildet.

Dennoch bleibt zu sagen, dass die meisten Social Media Nutzer und Nutzerinnen wissen, wie man sich online verhalten sollte. Eine Studie des Londoner Instituts für Strategic Dialogue stellte nach umfangreicher Auswertung der Kommentarspalten der verschiedenen Medienhäuser fest, das 50% der Hasskommentare in Diskussionen auf nur 5% der Nutzeraccounts zurückzuführen sind.

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